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Die Chinesische Ernährungslehre

Die Ernährungslehre ist ein Teilbereich der TCM. Bei Erkrankungen oder Beschwerden wird von Fall zu Fall über den idealen Therapieansatz entschieden: Bestimmte Punkte des Körpers werden mit Akupressur oder Akupunktur behandelt, mit der Hitze der Moxa erwärmt, es werden Qi-gong-Übungen ausgeführt oder Heilmittel verwendet. Das erste Mittel der Wahl ist aber in jedem Fall die Wahl einer angemessenen Ernährungsweise. Sie wird zwingend vorgeschrieben, noch bevor andere, evtl. invasivere Therapieformen zum Einsatz kommen, sie ist unabdingbar, um positive Ergebnisse zu erzielen.

Reis
PPhoto credit: Ruocaled via Foter.com / CC BY

Richtige Ernährung als Therapieform

Die traditionelle chinesische Physiologie besagt, dass der Körper täglich Qi (Energie) benötigt um zu leben, sich zu bewegen, um zu denken, zu wachsen und sich fortzupflanzen. Dieses Qi nimmt der Körper über das Essen und über die Atemluft auf. Es ist also nicht gleichgültig, was oder wieviel wir täglich essen, denn auch die Ernährung trägt dazu bei, ob wir gesund bleiben oder anfälliger für Krankheiten sind. Eine optimale Ernährung ist folglich schon an und für sich eine Therapieform, während eine unangemessene Ernährungsweise Krankheiten verursachen kann.

Eine andere Klassifizierung der Nahrungsmittel

Im Gegensatz zur westlichen Ernährungslehre klassifiziert die TCM die Lebensmittel nicht nach ihrem Kalorien- und Nährstoffgehalt (Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Vitamine, Spurenelemente), sondern nach ihrer Natur und ihrem Geschmack, nach ihrer Fähigkeit das Energiegleichgewicht des Körpers zu verändern und je nach ihrer Wirkung auf die verschiedenen Organe. Diese Einteilung gründet also nicht auf biochemische Analysen, sondern auf:

  • die Entwicklung von Feingefühl und Körperbewusstsein im Hinblick auf Veränderungen,
 die durch den Jahreszeitenwechsel und bei zunehmenden Alter stattfinden
  • tausendjährige Beobachtungen über die energetische Wirkung, die Lebensmittel in
 unserem Körper herbeiführen.

Auf den ersten Blick mag die Ernährungslehre der TCM primitiv erscheinen, doch in Wirklichkeit ist sie sehr komplex, genau und streng. Ihr oberstes Ziel ist nicht nur das Erreichen und Beibehalten des Idealgewichts, sondern ein individueller Ernährungsplan für jede und jeden Einzelnen, der Körperkonstitution, Alter und Jahreszeitenrhythmus berücksichtigt. Die Nahrung soll auch Krankheiten entgegen wirken und Beschwerden lindern.

Die Eigenschaften der Nahrungsmittel nach der Chinesischen Diätetik

Grundsätzlich klassifiziert die TMC die Lebensmittel nach ihrer thermischen Wirkung (Natur): kalt, erfrischend, neutral, warm, heiß. Diese Eigenschaften sind dem Lebensmittel intrinsisch, sie entsprechen nicht dem, was wir allgemein unter “Temperatur” verstehen (Grad-Celsius-Skala). Der Garvorgang verändert die Natur der Lebensmittel nur teilweise. Im Körper entfaltet die Nahrung ihre thermische Wirkung über die körperlichen und metabolischen Prozesse. Lebensmittel mit extremer Natur (kalt und heiß) sind erkrankten Patienten vorbehalten, also wenn es darum geht, den Organismus nachdrücklich abzukühlen oder zu erhitzen oder bei besonderen Witterungsverhältnissen. In begrenzten Mengen empfehlenswert ist der Verzehr von erfrischenden und wärmenden Speisen, während der Großteil der Ernährung neutraler Natur sein sollte, weil diese die “Mitte” stärkt ohne ein Ungleichgewicht entstehen zu lassen.

Die zweite Eigenschaft der Lebensmittel ist der Geschmack, der nicht immer dem Geschmack entspricht, den die Geschmackspapillen auf unserer Zunge wahrnehmen (z.B. wird dem Reis ein süßer Geschmack zugesprochen). Der Geschmack der Lebensmittel verursacht bestimmte Wirkungen im Organismus. Man unterscheidet demnach 5 Geschmacksrichtungen: “sauer” (der Leber zugeordnet), “bitter” (Herz), “süß” (Milz), “scharf” (Lunge) und “salzig” (Niere). Der Verzehr von Lebensmitteln jeder Geschmacksrichtung in ausgewogener Menge stärkt und schützt das jeweils zugeordnete Organ. Übermäßiger Verzehr von Lebensmitteln einzelner Geschmacksrichtungen kann die jeweils zugeordneten Organe schädigen. Ein ausgewogener Speiseplan sollte alle Geschmacksrichtungen beinhalten. Die Geschmacksrichtungen “süß” und “scharf” verdienen besondere Aufmerksamkeit, denn sie regen die Verdauung und den Stoffwechsel an. In Ausnahmesituationen kann es ratsam sein, eine bestimmte Geschmacksrichtung zu bevorzugen oder zu vermeiden.

Das Jing: die vitale Kraft der Nahrungsmittel

Erhebliche Bedeutung misst die chinesische Ernährungslehre dem “jing” bei. Umschreiben lässt es sich mit "Essenz" oder "Vitalität". Gemeint ist damit die Fähigkeit eines Lebensmittels, seine Vitalkraft an die Person abzugeben, die es zu sich nimmt. Daraus lässt sich ableiten, wie wichtig es ist frische, saisonale und natürlich gereifte Lebensmittel zu verzehren, die weder chemisch behandelt noch industriell verarbeitet wurden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Essensaufnahme an sich. Damit der Verdauungsprozess nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, sind folgende Richtlinien empfehlenswert:

  • regelmäßige Mahlzeitenstruktur ohne lange Nüchternperioden
  • die Nahrung gründlich kauen (der Magen hat keine Zähne!)
  • während des Essens wenig trinken
  • kalte Getränke meiden

Besonders bedeutend ist auch der Genuss beim Essen. Optimal ist sorgfältiges Zubereiten und vor allem: in entspanntem Zustand essen. Eine angespannte Atmosphäre, Diskussionen oder Arbeitsgespräche bei Tisch beeinträchtigen die Fähigkeit des Verdauungsapparates die Speisen zu verarbeiten und in vitale Energie umzuwandeln.

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Die richtige Ernährung um gesund zu bleiben

Frische Nahrungsmittel, der Saison, natürlich gereift, keiner industriellen Verarbeitung unterworfen

Die Nahrungsmittel wirken spezifisch auf verschiedene Organe

Die Chinesische Diätetik und das Jing: die Nahrungsmittel übertragen ihre Vitalkraft an den Essenden